“Naaaa, schau amal, wie klass’ – das ist halt das richtige Thailand jetzt!”, sprach der weibliche Part des Euphoriepärchens, gerade mit Stäbchen und hygienisch bedenklicher Guatiew Suppe beschäftigt, in dem Versuch, das Euphoriemännchen ein bisschen zu besänftigen. Es hat nämlich in seiner eigenen Suppe ein bissl Schweineblut, was es momentan grad nicht so geil findet. Wie das passieren konnte? Dazu muss ich ein bisschen ausholen.
Nach 6 Monaten Wartezeit, 1 Instagram Bild mit extra dafür erstandener Schleifchen-Passhülle, 12 Stunden Flug und 100 % Kulturschock sind wir endlich da. Bangkok. Der exotische Sündenpfuhl, in dem wir unsere Reise starten, unseren eigenen Hangover ausfassen und uns ganz auf die thailändische Lebensart einstellen wollen – der perfekte Einstieg für den perfekten Urlaub. Vom Flughafen ins Hotel kommen wir mit einem dicken Benz, schwarz, verspiegelte Scheiben, der von einem kleinen Thai mit Pornobrille gelenkt wird, der offensichtlich denkt, er ist Stargast bei GTA V – wir kommen uns ziemlich cool vor, zumindest bis wir erfahren, was der Spaß im Vergleich zu einem normalen Taxi kostet. Aber bitte, zumindest war’s eine Ankunft mit Stil. Ich, gleich einem Filmstar (hab’ im Flugzeug gut geschlafen), schwebe in unser Hotel, hinter mir der G., zwei Thais, 3 Taschen und 2 Koffer, und bekomme instantly und gratis ein Upgrade in den 33. von 38 Stockwerken. Na bitte, Bangkok mag ich jetzt schon, die wissen mich wenigstens zu würdigen. Kann kaum noch was schiefgehen ab hier. Dem G. ist das Upgrade wurscht, der hat nämlich im Flugzeug fast nix geschlafen und ist froh, dass das Zimmer auch ein Bett enthält. Trotz Müdigkeit sind wir motiviert, machen noch ein Bussi-Foto vor dem Spiegel weil ich ziemlich überzeugt von meinem Bangkok-Outfit bin und wagen uns ins thailändische Getümmel.
Jetzt wacht auch der G. wieder auf, weil er bei der ersten Kreuzung fast von einer Horde Mopeds überfahren wird. Mein Gott, wär’ eine g’scheite Fußgängerampel denn zuviel verlangt? Jedenfalls ist er jetzt wach, außerdem taugt ihm das Klima, weil der G. daheim auch gerne in die Sauna geht. Der Geruch ist fast so ähnlich wie bei einem Aufguss, nur gemischt mit undefinierbaren Geschmackssorten, von denen ich lieber nicht wissen will, was sie beinhalten – es lässt mich ein bisschen an tote Tiere und die Wiener U6 im Sommer denken. Macht aber nix, ist halt Thailand, ne? Die Zeit heilt alle Wunden, auch die in meiner Nase, ganz bestimmt.
Eine Stunde später – wir haben in der Zwischenzeit unsere Nachbarschaft erkundet, 6 Einladungen zu Pussy Ping Pong Shows abgelehnt, 40 Stände mit neonfarbenen Heidi Klum Shirts gesehen, ein großes Singha Bier (bin hier zum Biertrinker geworden, thailändisches Bier ist echt super!) getrunken und unseren Horizont insgesamt ziemlich erweitert, als wir beschließen, uns nun ans Essen zu wagen – das Bier vorher sollte auch ein ein wenig zur Beruhigung dienen, nachdem wir bei den vielen undefinierbaren Speisen am Straßenrand ein bisschen nervös geworden sind. Von allen Seiten wurde mir im Vorfeld berichtet, wie toll und köstlich und gesund das thailändische Essen sei, und dass ich unbedingt AUSSCHLIEßLICH von Straßenständen konsumieren soll, weil gut und günstig und überhaupt, ich werd mich ja nicht aufführen wollen wie ein Tourist! Folgsam und experimentierfreudig wie wir sind, machen wir das nach besagtem Beruhigungsbier natürlich auch, wobei mir der Gusto beim Anblick der Herstellungsweise und der Teller, die auf der Straße beim Abwasserkanal gewaschen werden, schon ein bissl vergangen ist – spätestens bei der Hühnerkralle, die immer wieder aus dem großen Suppentopf auftaucht wie ein Wal beim Luft holen, frage ich mich, ob das hier WIRKLICH das richtige für mich ist. Die Instagram-Tauglichkeit der Speisen lässt auch zu wünschen übrig und ich rechne in meinem Kopf kurz nach, wie lange ein Mensch ohne Nahrung überleben kann. Im Endeffekt bin ich aber kein Weichei und entschließe mich, doch auch von der Hühnerkrallensuppe zu kosten.Der G. steht in der Zwischenzeit supermotiviert in der Schlange und wartet auf seine Bestellung; was er essen will, weiß er schon, weil er einfach dasselbe bestellen wird wie die Thais vor ihm. Ich bin skeptisch ob der Tatsache, dass wir nun mal kein Thai sprechen und nicht wissen, was genau die da wirklich essen – vor allem die braune Flüssigkeit, die sie sich alle in die Suppe schöpfen lassen, lässt bei mir alle Alarmglocken läuten. Nicht so bei dem G., der die Versuche des Verkäufers, ihn von der braunen Soße abzubringen (“No, no, not for tourist!”) geflissentlich ignoriert und denkt, es ist Sojasoße, denn schließlich ist auch er kein Weichei und ein bisschen Zusatzgewürz wird ihn schon nicht umbringen. Der Thai seufzt, schöpft eine große Portion “Braun” in die Suppe vom G. und reicht sie ihm mit einem Kopfschütteln: “Your soup my friend, is good my friend, very good for strong man, young pork’s blood make you very strong.”.
Wir sitzen auf kleinen Plastikstühlen, hypnotisieren die Suppe vom G. und sehen zu, wie das Blut in der Suppe gerinnt. Ich sehe, wie der G. tapfer seinen Löffel in die Suppe taucht und zum Mund führt. Innerlich rechne ich nochmal nach, wie lange ein Mensch ohne Nahrung wirklich überleben kann.
**Teil 2 und 3 des Euphoriepärchens in Thailand folgen nächste Woche und auf The Daily Dose könnt ihr in der Zwischenzeit das große Fototagebuch aus Bangkok bestaunen.
COMMENTS
Chrissini
Ich sitze hier in der Arbeit und lach mich innerlich schlapp…ich liebe es einfach wie du schreibst.
Herrlich…you made my day! 😉
Andrina
Ich sitz hier auch in der Arbeit und omg, du schreibst echt so gut, ich lach mich kaputt 🙂
Lena // Leonie Löwenherz
Ich hab mich kaputt gelacht. Kulturschock bestens beschrieben 🙂
Die Fotos auf The Daily Dose sind wirklich superschön!
Kate
Liebe Kathi,
ich liebe deine Beiträge einfach. Jedes Mal sitze ich schmunzelnd vor dem Handy/Laptop und applaudiere innerlich.
Und gerade über diese Hygienesituation habe ich mir jedes Mal Gedanken gemacht, wenn ich davon geleseb habe (zb bei Mangoblüte) und habe alle dafür bewundert, sich an den Straßenständen zu probieren.
Freue mich schon auf Teil 2 & 3
Melanie
Ich war im Dezember in Thailand und ich hätte die Bangkok-Situation nicht besser beschreiben können 🙂 Super-amüsanter Beitrag, ein dickes Like von mir!
Pieces of Mariposa
Oh Goooott, ich hoffe der G. hatte danach nicht übelste Magenkrämpfe????
Hast du auch von der Suppe probiert, wie hat die geschmeckt?
Ich glaube, für mich wären die kulinarischen Ergüsse in Bangkok absolut nix,
bin da nämlich echt ein wenig zimperlich. Alles was ecklig aussieht, wird gar nicht
erst probiert, da garantiert ecklig!! Vertragen europäische Mägen so ein Straßenfood
aka Bazillenpfuhl überhaupt?? Oh je, ich bin schon gespannt, wie deine Story weitergeht!!!!:)
Lg, Vanessa
http://www.piecesofmariposa.com
Anonymous
ich muss sooooooooooo lachen 😀
vielen Dank für diesen Post, bin gespannt auf die nächsten Teile 🙂
Tamara
sehr mutig, dass er es auch wirklich gekostet hat, ich glaub ich hätt das nicht essen können :O
woher hast du denn die schleifchen-passhülle? Bin verliebt seit ich sie am Foto gesehen hab 🙂
Elisa in Trouble
Total lustig und schön geschrieben und natürlich ein wunderhübsches Outfit hast du an!
Alles Liebe aus München,
Elisa
Sonic
hahahah, sau witzig! Freu mich auf den nächsten Teil!
Giulia
wieder mal ein sehr sehr feiner beitrag mit 100% unterhaltungswert. kann es jetzt schon kaum erwarten, bis teil 2 +3 kommen :))
Juli
Hahahaha! Super gut! Freue mich auf mehr!
Anna
Herrlich!!! Freu mich auf die Fortsetzung 😃
Merry Attitude
du könntest echt für ein Magazin Kolumnen schreiben! dein schreibstil ist so unterhaltsam 🙂
Anonymous
Genial geschrieben – Chapeau! 🙂
Ich kann Teil 2 & 3 kaum erwarten…
Svetlana
OMG 😀
Ich hab grad total den Lachflasch. Sehr genial geschrieben und dein armer Freund. Hat er denn die ganze Suppe aufgegessen?
ich stell mir das gerade exakt alles bildlich vor. Der geruch der u6 mit totem Tier vermischt, den mag cih mir aber lieber nicht vorstellen 😀
Liebst
Svetlana von Lavender Star // BlogLovin //
Instagram // Faceboook
Anonymous
Bin sooo gespannt wie es G nach dem Süppchen ergangen ist 🙂
GENIAL GESCHRIEBEN, hihi weiter so!!
Lg, Raphaela
Zuckerschnute
Und, hat er wirklich probiert? Und du auch?
Ich bin ein Weichei, was Essen und Probieren angeht. Vielleicht reizt mich Asien (also außerhalb von allen Resorts natürlich!) überhaupt nicht wirklich. Zu laut, zu voll, zu anders.
Ich freue mich schon auf die restlichen Erlebnisse des Euphoriepärchens, der Ausdruck ist übrigens ebenso herrliche!
Liebe Grüße,
Kathi
Alexandra
Ah, ich habe mich innerlich gerade echt kaputt gelacht. Du schreibst so herrlich, weiter so!! Ich freue mich schon auf die nächsten Teile 🙂
Birgit
ahhahahahahahahhaa oh mein gott ich liebe die story. ich verfolg the daily dose und vickys blog schon lange, deinen erst seit heute und ich hab mich jetzt sofort in ihn (und dich :)) verliebt.
auch über die zug story von bangkok teil 2 musste ich so lachen, weil mir und meinem freund dasselbe in schweden passiert ist 🙂 aber schweden ist nicht so unheimlich wie bangkok.
ich freu mich auf die fortsetzung der story.
Lost in translation oder das Euphoriepärchen in Thailand, Teil 2 - Ketch'em BunniesKetch'em Bunnies
[…] als wir, schon hier hätten meine Alarmglocken läuten sollen, aber die sind wahrscheinlich am Vortag bei der Suppe hängen geblieben) Tempelwächter, von dem ich bis heute nicht weiß, ob er uns verarscht hat oder […]
Valerie
wie schön mit wieviel witz du in deinem blog schreibst 🙂 ich war mit meinem freund im april auch in BKK und fühl mich dahin zurückversetzt.
super schöne beiträge und fotos
liebe grüße aus luxemburg
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