Nachdem mein Travel Diary von Kanada auf The Daily Dose so tollen Anklang gefunden hat, habe ich mich entschlossen, euch noch ein bisschen mehr (bisschen mehr ist gut) über unsere Reise – im Speziellen über den Roadtrip, den wir gemacht haben, zu erzählen. Gleich mal vorab – die Distanzen, die wir auf unserem Trip zurückgelegt haben, sind für die Kanadier quasi ein Spaziergang – aber hier in Europa würde wohl niemand so leicht auf die Idee kommen, mal eben schnell mit dem Auto über’s Wochenende von Wien nach Berlin zu düsen, denn soviele Kilometer sind wir locker an einem Tag gefahren und haben uns auch gar nicht viel dabei gedacht. Wir haben uns einen Chevrolet Malibu gemietet, der vergleichsweise im Gegensatz zu sonstigen Dienstleistungen sehr günstig war, haben unsere Koffer gepackt und sind von Vancouver aus in Richtung Kelowna gestartet. Im Vorhinein haben wir uns sehr genau überlegt, wohin wir fahren und wieviele Kilometer wir an welchem Tag zurücklegen wollten, denn wir hatten nur 5 Tage Zeit und wollten soviel sehen wie möglich.
Hier unsere 2300 km Route auf Google Maps:
Vancouver – Kelowna – Banff – Jasper – Kamloops – Adams River – Vancouver
Donnerstag, Tag 1
Den ersten Stop haben wir in Kelowna gemacht, das im Okanagan Valley (benannt nach dem Okanagan Lake, dessen Nord- und Südende in ca. 2 Stunden zu befahren sind, so groß ist der See) liegt. Das Okanagan Valley ist eine berühmte Weingegend und wir wollten uns unbedingt durch das Angebot kosten, daher haben wir im super modernen “Mission Hill Family Estate” eine Weinverkostung um 12 CAD gemacht. Total günstig im Gegensatz zu den 44 CAD Bruschetta’s im zugehörigen Restaurant, die wir lieber gegen ein Subway-Sandwich getauscht haben, um unsere ohnehin strapazierte Reisekasse ein bisschen zu schonen. Das Mission Hill Family Estate gleicht einem Kloster in der Toscana (zumindest habe ich es so empfunden), die Weine waren herrlich und wir hatten eine super freundliche Bedienung (die Freundlichkeit der Kanadier ist sowieso das Ärgste, was ich je erlebt habe), die uns auch das ein oder andere Glas kosten ließ, das nicht auf der Karte stand. Ein super Erlebnis und sehr empfehlenswert! In Kelowna haben wir im Delta Grand Okanagan Resort übernachtet, das wie alle Hotels in Kanada einen stolzen Preis hatte – dafür konnten wir auch ein bisschen wellnessen und im Whirlpool relaxen.
Freitag, Tag 2
Am nächsten Tag ging es super früh weiter in die Rocky Mountains, denn wir wollten den Sonnenaufgang im Auto erleben – daher hat der Wecker schon um 6 Uhr geklingelt und pünktlich um 7 sind wir im Auto Richtung Rockies gesessen. Wir haben übrigens die ganze Fahrt über Country Musik gehört, was einfach super zur Umgebung und unserer Stimmung gepasst hat – Klischeepärchen halt wieder mal.
Um ca. 2 Uhr sind wir in Banff angekommen und haben uns zuerst den Lake Louise mit dem berühmten Fairmont Hotel angeschaut, dann sind wir weiter zum Lake Moraine gefahren, der nur 10 Minuten entfernt ist. Beide Seen sind bekannt für ihr extrem türkises Wasser und ihre wundervolle Umgebung, wobei es mir beim Lake Moraine noch besser gefallen hat, weil es dort nicht so überlaufen war wie beim Lake Louise. Beim Lake Moraine gibt es einen kleinen Berg, der hauptsächlich aus riesigen Steinbrocken besteht und auf dem kleine, hasenartige Tierchen leben (Pika’s genannt – ich habe ja die Vermutung, dass Pikachu nach denen benannt wurde), die wie wild schreien und herumrennen – es war ungefähr mein Traum und ich hätte noch 2 Stunden den kleinen Dingern beim Schreien zuhören können, so süß waren sie. Vom Lake Moraine sind wir dann Richtung Banff weitergefahren, das als Skiregion sehr beliebt ist und auch extrem gut besucht war, was wohl daran liegt, dass wir ausgerechnet zum Thanksgiving Wochenende dort waren. Banff ist ein extrem schnuckeliger Ort (ich hätte nie gedacht, dass ich jemals im Leben das Wort “schnuckelig” für irgendwas verwende, aber was anderes fällt mir leider zu Banff nicht ein) und wir haben in einer tollen Unterkunft gewohnt, von der ich jetzt noch schwärme. Die Buffalo Mountain Lodge ist ein bisschen außerhalb von Banff auf einen kleinen Hügel im Wald gebaut, hat einen Outdoor Hot Tub (der bei uns leider nicht funktioniert hat) und jedes Zimmer hat eine freistehende Badewanne und einen Kamin, den man auch wirklich beheizen kann. Ich habe mich pudelwohl gefühlt und die hüttenartige Einrichtung hat für mich unseren Besuch in den Rockies richtig komplett gemacht.
Samstag, Tag 3
Am nächsten Tag haben wir eine Wanderung auf den Mount Bourgeau gemacht, bei der wir 1400 Höhenmeter in 3 Stunden zurückgelegt haben. Ich war richtig froh, dass ich mich vorher mit ordentlichem Sportzeug und Freizeitmode ausgestattet habe, denn die Wanderung war richtig anspruchsvoll. Insgesamt hat die Besteigung rauf und runter 6 Stunden gedauert und wir waren ziemlich stolz, dass wir so schnell unterwegs waren, denn eigentlich ist die Dauer mit 9 Stunden angegeben. Wir haben uns extra für eine anspruchsvollere Tour entschieden, damit wir ein wenig von den Touristen wegkommen – auch wenn das bedeutet, im schlimmsten Fall einem wilden Bären gegenüberzustehen, die wir aber mit ein wenig Singerei und Klatscherei präventiv vorgewarnt haben. Wer sich wegen den Bären sehr unsicher ist, dem wird empfohlen, sich ein Bärenspray zuzulegen – funktioniert ähnlich wie ein Pfefferspray, aber das fanden wir keine tolle Vorstellung (ihr würdet ja auch nicht gern mit Pfefferspray angesprüht werden), daher haben wir uns lieber ganz genau erkundigt, wo viele Bären unterwegs sind und wie man sich im Ernstfall zu verhalten hat.
Sonntag, Tag 4
Der nächste Tag stand dann wieder ganz im Zeichen des Autos – der Icefields Parkway ist eine Strecke von ca. 260 Kilometern, die zwischen Banff und Jasper (noch ein Ski-Ort in den Rockies) liegt und sozusagen Natur-Sightseeing Deluxe ist. Alle 20 km ist ein Sight, wo man stehen bleiben und Fotos machen kann – zum Beispiel Seen, Gletscher, Wasserfälle etc. Die Strecke wurde vom National Geographic als eine der schönsten Panoramastraßen der Welt betitelt, daher war der Icefields Parkway für uns ein Muss – und ich muss sagen, die Extra-Strecke hat sich mehr als ausgezahlt und ich war von der Schönheit der Natur wirklich überwältigt. In Jasper angekommen haben wir uns entschlossen, weiter bis nach Kamloops zu fahren (nochmal ca. 600 Kilometer), denn die Unterkünfte in Jasper waren extrem teuer, und da wir ohnehin bei Kamloops vorbei wollten, um den Salmon Run, also die alljährliche Lachwanderung, anzusehen, dachten wir uns, dass wir gleich einen Teil der Strecke zurücklegen könnten. Man durchfährt übrigens auch eine Zeitzone, so haben wir bei der Rückfahrt auch eine Stunde gewonnen. Müde waren wir natürlich trotzdem, weil wir an dem Tag dann insgesamt 12 Stunden im Auto verbracht haben, dafür hatten wir am nächsten Tag umso mehr Zeit, zum Adams River/Salmon Arm zu fahren, um das Lachs Festival dort zu besuchen.
Montag, Tag 5
Wir hatten mit dem Thanksgiving Wochenende extremes Glück, denn genau zu dieser Zeit ist der Höhepunkt der Lachswanderung, die beim Salmon Arm und Adams River endet. Dort haben sich heuer Millionen von heimkehrenden und laichenden Lachsen getroffen, denn es war ein dominantes Jahr – das bedeutet, dass statt der üblichen Hunderttausend Lachse ein paar Millionen an ihre Geburtsstätte zurückkehren, was nur alle 4 Jahre stattfindet. Darum wurde auch gleich ein Fest daraus gemacht, mit Zelten und Imbissbuden. Mir war der Auflauf ein bisschen zu viel, aber trotzdem haben wir uns natürlich gefreut, dass wir so viel Glück hatten mit dem dominanten Jahr und dem “Peak Wochenende”.
Von Kamloops ging’s dann zurück nach Vancouver, und ich muss sagen, dass ich keine Sekunde im Auto bereue – ganz im Gegenteil, denn wer durch British Columbia und Alberta fährt, für den ist wortwörtlich der Weg das Ziel. Die Strecke birgt so viele Überraschungen, Naturerlebnisse und Einzigartigkeit, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Hinter jeder Kurve verändert sich die Landschaft und mit ihr auch das eigene Verständnis für die Schönheit der Natur – und was am Ende überbleibt ist Dankbarkeit für unsere Erde, die wir viel zu wenig schützen und für Konsum und Wirtschaft missbrauchen. Das haben wir leider auch auf den Gletschern gemerkt, auf die die Leute mit Bussen hinaufgekarrt werden (auf die Eisfläche), damit die Touristen für 46 CAD in das fragliche Vergnügen kommen, 5 Minuten auf dem Eis herumzulaufen und sich den Arsch abzufrieren. Die aufgestellten Kärtchen in der kargen Steinlandschaft vor dem Gletscher bezeugen den traurigen Rückzug des Eises über die letzten 100 Jahre und wir haben leider festgestellt, dass unsere Enkel wohl mit eigenen Augen keinen Gletscher mehr sehen werden. Ich bin normalerweise kein Moralapostel, aber das hat mich schon traurig gemacht und ich bin sehr ins Nachdenken gekommen, was der Mensch mit unserer Erde eigentlich anstellt – das nur kurz am Rande als Bemerkung, denn die Natur ist eben keine Sehenswürdigkeit, die endlos konsumiert werden kann und unvergänglich ist – zumindest, wenn wir mit ihr weiterhin so umgehen wie bisher.
Und um diesen Post noch positiv abzuschließen – jedem, der darüber nachdenkt, seinen nächsten Urlaub in British Columbia zu verbringen, dem kann ich es nur wärmstens empfehlen – es war sicher einer der tollsten Urlaube meines Lebens!
COMMENTS
Birgit
omg was für ein toller Post! Ich würd am liebsten sofort in den Flieger steigen. Kanada ist mein Traum-Reiseziel, bisher waren mir die Flüge dorthin aber immer noch zu teuer. Vielleicht klappts heuer im Sommer! Aber wenn ich seh, was ihr in der kurzen Zeit so alles geschafft habt, braucht man doch gar nicht so viel Zeit einzuplanen, wie ich dachte 🙂
karla
liebe kathi! gratuliere zu diesem wahnsinnig tollen, authentischen, gut recherchierten post! ich bin total beigeistert von eurem herzhaften programm und bewundere euch, was ihr alles in der kurzen zeit geschafft habt! mit so vielen eindrücken nach hause zu kommen ist immer schön. ich finde es übrigens sehr schön, was du über klimawandel, naturschutz usw. geschrieben hast und es kommt nicht wie ein moralapostel rüber, sondern einfach ehrlich und authentisch! als große naturliebhaberin und bewunderin hast du zumindest mein vollstes verständnis! gratuliere nochmal zu diesem echt gelungen reisebericht – man kann sich wirklich alles sehr gut vorstellen und nachfühlen!
alles liebe,
karla
Ronja
Ich würde am liebsten direkt in den Flieger steigen! Ich bin unendlich in deine Fotos verliebt! Und ich kann dich total gut nachvollziehen…stundenlang im Auto durch die Landschaft zu fahren kann ziemlich viel Spaß machen – vor allem bei der Landschaft!
Tagträumen beginnt jetzt…
xoxo, Ronja
http://www.sothisiswhat.com
Laura
Oh wie toll, Erinnerungen werden wach.
Ich hab ein Auslandsjahr in Kanada verbracht-eine ähnliche Route habe ich auch zurück gelegt und werde gerade etwas, sehr, wehmütig 😉
Tolle, tolle Bilder!
Rabea
Danke liebe Kathi für den tollen und ausführlichen Bericht. Mein Freund und ich würden nächstes Jahr auch gerne nach Kanada – allerdings frage ich mich, was man da so finanziell planen muss? Ich denke unter drei Wochen lohnt sich die Reise gar nicht, oder? Es gibt ja so viel zu sehen.
Bin auf jeden Fall begeistert von euren Bildern und der Landschaft dort 🙂
Liebe Grüße
Rabea
annika
Liebe Kathi,
die Fotos sind wirklich schön! Über Kanada hatte ich vorher reisetechnisch eigentlich gar keine Meinung, aber das sieht schon sehr besuchenswert aus – auch wenn ich stundenlanges Autofahren überhaupt nicht leiden kann, weil es mir einfach zu fad ist.
Zu deinem Umweltgedanken: Schön, dass du auch dem auf deinem Blog einen Platz gibst. Aber ich finde das insofern ein bisschen unglaubwürdig, als du meines Wissens ja eine fleißige innerstädtische Autofahrerin bist, obwohl deine Wohnung im 9. Bezirk liegt und daher ja super an die Öffis angebunden sein muss. Wir könnten die Umwelt schon sehr entlasten, wenn der Individualverkehr eingeschränkt würde!
Liebe Grüße,
Annika
ketchembunnies
Liebe Annika,
da hast du natürlich vollkommen Recht und dem habe ich auch nicht viel entgegenzusetzen!
Allerdings finde ich, muss man zwischen Stadtleben und Massentourismus, der die Natur zerstört, schon einen Unterschied machen – und ich finde es schade, dass man sofort kritisiert wird, wenn man Denkanstösse setzen möchte. Ich habe nie behauptet, dass ich ein Gutmensch oder Umweltschützer bin, lediglich, dass mir die Zerstörung unserer Natur auf dieser Reise schmerzlich vor Augen geführt wurde und ich das sehr schade finde.
Liebe Grüße,
Kathi
Barbara
Beeindruckende Route – und wieder ein paar sehr schöne Fotos dabei!
Jenny
Ein super Post mit tollen Eindrücken aus Kanada! Die Bilder sind wirklich super geworden!
Deine traurige Feststellung mussten wir leider auch machen. Wir waren vor kurzem in Amerika und dort auch um den Grand Canyon unterwegs…das was noch vom Colorado River übrig ist, ist wirklich ein Witz und auch nicht mehr als Fluss zu bezeichnen. Es ist mehr ein stehendes Gewässer. Wenn man dann entlang der Steine sieht, wie hoch das Wasser mal stand ist das einfach nur unglaublich traurig!
LG
Jenny
Sissa
Unglaublich schöne Bilder und ein interessanter Post, so einen Roadtrip würde ich auch echt gerne mal machen! Am Liebsten durch die USA…habt ihr eure Unterkünfte eigentlich vorher gebucht oder habt ihr euch spontan etwas gesucht?
xx
Sissa
heartsforheels.blogspot.de
Andrea
Ganz ehrlich, euer Roadtrip ist so ziemlich mein absoluter Traumurlaub. Ich war noch nie in Kanada aber deine Fotos haben meinen Verdacht, dass British Columbia einfach traumhaft ist, nur bestätigt. 🙂
LG, Andrea
Alnis
So schöne Bilder und Eindrücke!
Liebe Grüße
Alnis
http://alnisfescherblog.com
Silvi
So ein toller Post! Bei Daily Dose war er schon super, aber hier wie du schreibst macht das alles noch so so viel besser! Roadtrips sind einfach was ganz besonderes und bei so einer Kulisse verliebt man sich noch viel mehr in das Land! Find ich echt toll, dass ihr das gemacht habt! x
Lali
Tolle Route und tolle Eindrücke. Es ist schon viel zu lange her, dass ich in BC war. 🙂
Happy Weekend dir, Lali
Olivia
Wunderschöne Reise. Tolle Fotos und beeindruckende Impressionen. lg Olivia von http://www.zacasa.de
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