IMG_750602. Januar, Facebook. Ich bin gerade aufgewacht und lese vereinzelte Meldungen in meinem Feed; eine Handvoll Männer hätten in Köln am Hauptbahnhof Straftaten begangen, in der Silvesternacht. Nichts neues eigentlich – Silvester ist ja immer so eine Sache, deswegen geh’ ich erst gar nicht in die Stadt. Viele Menschen, viel Alkohol, viele Raketen – dass das keine gute Mischung ist, ist eigentlich einleuchtend, aber jedem das seine, außerdem: wer nichts wagt, der nichts gewinnt.

02. Januar, Facebook. Es ist Nachmittag und immer mehr Berichte häufen sich über die Vorkommnisse aus Köln, auch von Hamburg und der Reeperbahn ist die Rede. Die Anzahl der Betroffenen ist beiderseits gestiegen: 100 Männer, 15 Frauen, die in der Zwischenzeit Anzeige erstattet haben. Ich schüttle den Kopf, will noch nicht so richtig begreifen, was da vorgefallen ist. Kann es mir auch gar nicht vorstellen, wir sind ja hier schließlich in Europa – und überhaupt, Köln ist ja weit weg, da fühlt man sich nicht so richtig betroffen, nicht wahr.

05. Januar, Österreichische Medienformate. Inzwischen ist die Empörung auch auf mein Land und die hiesigen Medienvertreter übergeschwappt und auch der letzte Dorfjournalist dürfte kapiert haben, dass das, was zu Silvester geschehen ist, nichts mit Trickdiebstahl oder einer eskalierten Partystimmung zu tun hatte. Es ist Frauenhass in seiner reinsten Form, gepaart mit organisierter Kriminalität und gewürzt mit Alkohol und zu vielen Menschen auf zu knappem Raum. Nun werden auch die “echten” Zahlen bekannt, Tausende Männer, Hunderte Opfer, geheime Polizeiberichte, denen zufolge viele Frauen einer Vergewaltigung nur knapp entgangen sind, kommen ans Tageslicht. Beamte berichten von Horrorszenarien, schreienden und weinenden Mädchen, denen der Slip vom Körper gerissen wurde und die einer “vollendeten Vergewaltigung”, wie die Justiz es nennt, um Haaresbreite entkommen sind.

06. Januar, Köln. In der Zwischenzeit haben sich auch die Gesetzesvertreter gemeldet, allen voran die Oberbürgermeisterin von Köln. Sie rät jungen Damen, sich auf die Karnevalstage etwas besser vorzubereiten als sonst – etwa, eine Armlänge Abstand zu Fremden zu halten oder sich nur in Gruppen zu bewegen. Ein Schlag ins Gesicht für alle Opfer sexueller Gewalt oder jeder anderen Form eines ungewollten Übergriffs und eine Verantwortungsverschiebung vom Täter auf das Opfer. Frau Reker, wenn ein Mädchen vergewaltigt wird, ist es dann selbst schuld, weil es allein aus dem Haus gegangen ist? Weil es den Sicherheitsabstand von einer Armlänge unterschritten hat?

07. Januar, Salzburg. Gewalt, wohin das Auge reicht. Auch Österreich blieb nicht verschont von sexuellen Übergriffen während der Silvesternacht und rund um die Weihnachtsfeiertage. Da berichten Mädchen davon, eingekreist worden zu sein, von 8 bis 10 Männern. Da liest man von Schwitzkästen, Zungen die in Ohren fahren und das ganze Gesicht abschlecken. Das mag man sich zwar nicht vorstellen, passiert aber – vor unserer Haustüre.

Ich bin nicht Politiker, ich bin kein Experte für arabische Länder, ich bin kein Rassist, ich bin Befürworterin von Flüchtlingshilfe, ich bin nicht Rechts und schon gar kein Nazi, aber ich bin Frau. Und die Vorstellung, als Frau oder Mädchen nicht alleine aus dem Haus gehen zu können, mein bisheriges Verhalten oder Leben zu ändern, ist nicht tragbar. Für mich nicht und für keine andere Frau, die hier im westlichen Europa lebt. Es hat Jahrhunderte gebraucht, um unsere patriarchalische Gesellschaft einigermaßen gleichzustellen, viele Frauen haben für unsere Rechte gekämpft, die wir alle genießen dürfen. Ich kann mir jetzt vorstellen, wie es sich anfühlt, gleich zu sein – aber nicht gleichberechtigt.

Hier kommen offenbar einige Probleme zusammen: zwei Kulturen, die aufeinanderprallen. Hoffnungslosigkeit und Zukunftsängste. Zu wenig Polizei, zu wenig Vorbereitung, zu wenig Zivilcourage. Ein versagender Verwaltungsapparat, schwache Politiker und Tunneldenken. Carl Strunz sagt in diesem Interview, man solle aufhören, so zu tun, als ob der Flüchtlingsstrom mit diesen Vorfällen nichts zu tun hätte. Ich gebe ihm Recht, denn beide Ereignisse sind zu bedeutsam, zu intensiv, zu zeitgleich, um sie getrennt voneinander zu betrachten. Diese Form der Kriminalität war bis vor Kurzem ein nie da gewesenes Phänomen, das aber nun in mehreren Städten zu gleich mit voller Wucht unseren Glauben an Schutz, Gleichberechtigung und Frauenrechte bis in die Grundfesten erschüttert. Was also dagegen tun? Keine Flüchtlinge mehr aufnehmen? Zäune aufstellen, Familien zurückschicken ins Verderben? Noch mehr Angst und Hass in der Bevölkerung schüren – und jetzt die Parteien aus dem Rechtsflügel noch stärker werden lassen, “wir haben’s euch doch von Anfang an gesagt”? Das ist bestimmt nicht die Antwort. Ich hoffe nur, dass ein paar derjenigen, die in Europa’s Staaten an der Macht sind, die Kurve kratzen und endlich anfangen, eine gemeinsame Strategie zu erarbeiten, ohne die es wohl kaum 2016 so weitergehen kann: Lenkung der Flüchtlingsströme, gerechte Aufteilung unter allen EU Staaten, Prävention und harte Verfolgung von Straftaten, bessere Eingliederung und Integration von Asylwerbern, mehr Zukunftschancen und Jobangebote schaffen und dadurch Kriminalisierung verhindern – um nur ein paar der Punkte zu nennen, an denen es zu arbeiten gilt.

Aber was weiß ich schon als kleine Bürgerin – vielleicht sollte ich mich lieber doch auf den Tipp mit der Armlänge verlassen.


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COMMENTS


  • Andrea

    Toller Post, super geschrieben! Bin da ganz deiner Meinung! Find es traurig dass die Verantwortung wieder auf den Frauen lastet bei der ganzen Thematik. Und die Aussage mit der Armlänge ist ja einfach nur lächerlich!!! Wahnsinn – und das aus dem Mund einer Frau, die darüber hinaus noch in der Politik tätig ist.. Diejenigen die für die Rechte der Frauen gekämpft haben würden sich im Grab umdrehen …

  • Lilly

    Ich fand deinen Text sehr interessant, aber glaube nicht, dass das mit dem Flüchtlingsstrom zu tun hat. Medien wie Die Zeit berichten von nordafrikanischen Tätern und nicht von syrischen Flüchtlingen… Aber ich gebe dir absolut Recht, dass derzeit einiges schief läuft und es ganz und gar nicht gerechtfertigt ist, Frauen “die Schuld” zu geben bzw. uns Frauen erklären zu wollen, wie wir uns in Zukunft verhalten sollen, damit so etwas nicht passiert. / Liebst, Lilly

  • Carina

    Toll geschrieben Kathi, du schaffst es immer wieder dich (besonders wenns um ernstere Themen geht) so gut auszudrücken.
    Alles Liebe, Carina

    the golden avenue

  • Alena

    Liebe Kathy,

    vielen Dank für diesen Beitrag! Ich finde es immer wieder toll, dass du auch Themen aufgreifst, die in der “immer perfekten Blogger Welt” oftmals zu selten zu sehen sind. (Und das soll jetzt bitte nicht als Vorwurf an irgendjemand verstand werden! Ja, auch ich sehe gerne die schönen Dinge im Leben!)

    Ich muss Lilly zustimmen, auch ich denke, dass es nur einen Teil mit dem Flüchtlingsstrom zu tun hat. “Offene” Gewalt hat in den letzten Jahren schon immer weiter zugenommen, die Ausmaße dieser Nacht sind jedoch unvorstellbar. Dennoch verachte ich die aktuell geforderte Lynchjustiz, die sich vor allem in den sozialen Medien breit macht ebenso wie die Täter selbst. Sehr passend hat es für mich deshalb Sascha Lobo formuliert “Zivilisiert zu sein bedeutet, nacheinander neun Schwarzhaarigen zu begegnen, die sich alle als Arschlöcher erweisen, und trotzdem dem zehnten Schwarzhaarigen nicht deshalb in die Fresse zu hauen.”

    Die Aussagen der Kölnerobermeisterin sind nur lächerlich und ich hoffe, dass diese Dame bald Ihres Amtes enthoben wird. Frauen die Schuld an dem Verhalten von Männern zu geben, ist absolut fahrlässig.

    Viele Grüße
    Alena

  • Klara

    Nun, wen diese Vorkommnisse überraschen, dem wünsche ich erstmal einen schönen guten Morgen.
    Viele der Männer, die in den letzten Monaten in unsere westliche Welt gekommen sind, haben genau null Ahnung davon, dass Frauen hier bei uns gleichwertige Individuen sind. Korrigiere – Ahnung vermutlich schon, aber das wird viele “eingefleischte” ärgern und die begreifen einfach nicht, dass es das normalste der Welt ist, dass wir Mädls uns hier gleich frei bewegen dürfen wie die Männer.
    Ich merk das auch fast wöchentlich. In Graz gibt’s genügend Flüchtlinge. Sogar in meinem verschlafenen Heimatbezirk gibt’s welche. Die jungen Männer sind tagsüber in den Parks unterwegs. Es ist kalt, ich trage eine lange Laufhose, die, wie es derzeit “in Mode” ist, wie eine Leggins aussieht, sprich – Po und Oberschenkel zeichnen sich durch diese Hose deutlich durch. Es ist schon ein befremdliches Gefühl, wie die einen ansehen. So, als hätte ich gerade einem Junganwalt in einer Szene-Bar in aller Öffentlichkeit beide Brüste gezeigt.
    Dass diese Flüchtlingssituation zu einem Culture-Clash führen wird, war wirklich so vorherzusehen, wie morgen wieder die Sonne aufgehen wird. Das ha nichts mit “Rechts” zu tun, sondern mit einem klaren Menschenverstand und ein bisserl Voraussicht. Die Herrschaften, denen es nicht passt, wie die Frauen hier seit einiger Zeit leben (und viel wichtiger, die dagegen rebellieren und dann im schlimmsten Fall solche Straftaten verüben), lade ich herzlichst dazu ein, unser gelobtes Land wieder zu verlassen und nicht wiederzukommen. Nicht mehr, und nicht weniger.

    Es ist übrigens recht amüsant, dass grade die FPÖ, die sich über solche Straftaten ja freut (Wasser auf deren Mühlen), es eh am liebsten von allen Parteien sehen würde, wenn wir Frauen wieder mal einfach gepflegt a bissl die Klappe halten und uns zurückhalten würden, Kind und Herd betreuen und ansonsten einfach schön brav Objekt der Männer sein würden. Grade diese Partei schreit am lautesten gegen die Flüchtlinge – Ironie pur, oder?

    On a Side-note … Ich geh schon lange nachts nicht mehr alleine raus oder stell mich einfach mal so zu einer Gruppe fremder Männer (völlig egal ob In- oder Ausländer) dazu. Über die “Armlänge” kann ich, was das angeht, nur lachen. Wirklich. Mir ist zwar noch nie irgendwas passiert, aber ganz ehrlich – wozu sollte ich das Risiko eingehen? In Graz geschieht dahingehend fast täglich irgendwas und ich denk mir, wenn ich das verhindern kann, indem ich nicht um 0.30 alleine spazieren gehe etc., warum es dann nicht einfach lassen? Die Flüchtlingssituation macht das natürlich nicht besser. Ich seh das eigentlich nicht als Beschneidung meiner persönlichen Freiheit, sondern eher als “Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste”. Man konnte auch schon 1859 abends alleine draußen vergewaltigt werden. Wenn man Pech hat, kann einem das tagsüber vor der Haustür oder auf der Toilette eines Einkaufszentrums passieren. Aber herausfordern muss ich es nicht. Das hat mit der aktuellen Flüchtlingsproblematik auch eigentlich gar nichts zu tun.
    Insofern sehe ich die Empfehlung mit dem abends-nur-in-der-Gruppe-rausgehen und der Armlänge mehr als weisen Ratschlag als Beschneidung unserer hart erfochtenen Frauenrechte.

    Ich finde, das hast du überinterpretiert. Sie hat im Kern absolut Recht.

    • ketchembunnies

      Ich gebe dir in Grundteilen Recht, allerdings finde ich es nicht überinterpretiert, ihre Aussage kritisch zu betrachten. Ich finde es geradezu sarkastisch, Frauen zur Karnevalszeit den Tip zu geben, eine Armlänge Abstand zu halten – sie spricht ja von größeren Ansammlungen, wie soll das bitte klappen geschweige denn jemanden davon abhalten, eine Straftat zu verüben, nur weil zwischen ihm und der Frau 60 cm Armlänge liegen, die mit einem einzigen Schritt überwunden ist?

      Teilweise hast du aber sicher Recht und ich würde auch niemals allein in der Nacht spazieren gehen, das hat aber nichts mit Flüchtlingen, Ausländern oder sonst was zu tun, so frei waren wir Frauen leider wirklich noch nie. Allerdings meine ich damit, mich nicht in meinem täglichen Leben beirren zu lassen und ich will keine Angst haben müssen, wenn ich – sei es auch in der Dämmerung – allein unterwegs bin.

      • Klara

        Ja, genau das meine ich, das hättest du nicht besser ausdrücken können: “so frei waren wir hier leider eh noch nie”.
        Zum Überinterpretieren – ganz oben hast du selbst geschrieben, dass Silvester ja so eine Sache ist – alle sind angetrunken, Menschenansammlung etc. Wenn auf dem Platz in Köln auch nur 10 % angetrunkene moslemische Männer waren, ist grade an einem Tag wie Silvester die Gefahr laut allgemeiner Lebenserfahrung mindestens doppelt so groß, dass mir als Frau irgendwas passieren kann.
        Diese Männer sind derzeit einfach “da”, das Problem ist nicht theoretisch, sondern es ist gegenwärtig und schlagend. Insofern fährt man als Frau halt tatsächlich derzeit sicherer, wenn man den Ratschlägen der Kölner Oberbürgermeisterin folgt. Das ist halt einfach leider derzeit so. Dass ich mich über solche “Ratschläge” auch nicht freue, möchte ich in aller Klarheit ausdrücken, aber es ändert im Ergebnis nichts, dass die Sicherheit der Frauen in D und Ö schonmal höher war jetzt.
        Daher wäre ich dafür, das nicht überzuinterpretieren, sondern als gut gemeinten Ratschlag für mehr Sicherheit anzusehen. Leider kann man diesen Männern nicht so schnell einen Grundkurs über “die Frau in der westlichen Welt” verklickern, der auch was bringen würde …

  • Aylin

    Ich glaube auf dem Oktoberfest geht’s ähnlich zu, da schreit aber keiner auf. Komisch. Allein schon die ganzen Banner in den s-Bahnen in München zur Wiesn, die auf Info-Points aufmerksam machen, wo man als belästigte Frau hingegen kann/soll. Jedes Jahr aufs neue finde ich es erschreckend.
    Ganz abgesehen von den beiden zugedrückten Augen der Staatsanwaltschaft bei sexuellen Übergriffen auf dem
    Oktoberfest. Nicht gut fürs Image.
    Ich denke es ist ein allgemeines Problem.
    Dass manche Männer eher starren als andere, stört mich auch bei Nicht-Flüchtlingen.
    Klar fällt man Männern aus Regionen wo es unüblich ist, dass Frauen sich “aufreizend” kleiden mehr ins Auge.
    Letztlich bleibt wie immer nur Aufklärung und bestmögliche Integration. Diese ist aber keine Einbahnstraße.

    • judith

      die zeit schreibt zu diesem vergleich folgendes:
      In den sozialen Medien wurde nach den Vorfällen der Vergleich zum Münchner Oktoberfest gezogen, bei dem es auch zu vielen sexuellen Übergriffen und Diebstählen kommt. Allerdings ist die Zahl wesentlich kleiner als in Köln: 2015 zählte die Münchner Polizei insgesamt 20 angezeigte Sexualdelikte beim zweiwöchigen Oktoberfest. Im Vorjahr waren es zwölf. Vergleichbare Vorfälle wie in Köln habe es auch in den Vorjahren auf der Wiesn nicht gegeben, so ein Sprecher der Münchner Polizei: “In der Dynamik und Größe wie in Köln ist uns das unbekannt.”

  • Julia

    Ich finde deine Beiträge immer unglaublich beeindruckend. Du hebst dich einfach wirklich ab mit deinem Schreibstil und den Themen die du ansprichst. Ich find das ganz super und lese deine Beiträge total gerne.

  • Christina

    Und wieder einmal schaffst du es den Nagel auf den Kopf zu treffen…

  • Vivi

    Ich hab bezüglich der Übergriffe in der Silvesternacht in köln in NTV, eine Diskussion im deutscher Nachrichtensender gesehen. Selbst im deutschen Fernsehen machen sie sich über diese eine Armlänge fast lustig, weil mal ernsthaft was bringt mir das in einer großen Massenmenge, wo es mir nicht einmal möglich ist 60 cm links und rechts von mir Platz zu haben, einen Abstand von “einer Armlänge” einzuhalten. Ich finde es persönlich selbst auch ein wenig “zach”, dass viele davon ausgehen, dass wir als Bürger(innen) auf uns selbst zu achten haben. Ja klar, aber das machen wir ja sowieso schon ! Kaum ein Mädchen geht nachts schon aus genannten Gründen rauß? Wie du sagst und auch im Interview erwähnt hängt alles zusammen- das eine mit dem anderen, deshalb hat die Politik dort sehr wohl große Verantwortung auch endlich einmal was zu tun!

    Ganz liebe Grüße, Vivi ?
    vanillaholica.com

  • Vanessa

    Danke, danke, danke für diesen Beitrag! Du sprichst mir so aus der Seele. Ich bin oft alleine unterwegs und es gab nie Probleme. In Stuttgart ist es meist eh ruhig und ich empfand es immer als sicher und überschaubar. Leider hat sich das auch hier stark geändert. Vor einigen Wochen auf dem Rückweg von einem Abendessen mit Freundinnen wurde ich auch von verschiedenen Männergruppen eingekreist und betatscht. Auf einer Strecke von schätzungsweise 500 m, mitten in der Stadt. Ich war nach wenigen Metern so schockiert, dass ich mein Pfefferspray rausgeholt hab, in die Hand genommen (im Ärmel versteckt) und nebenher mit meiner Mama telefoniert habe und ihr genau gesagt habe, wo ich gerade lang laufe und falls was passiert, soll sie bitte schnell die Polizei rufen. Man kann nur hoffen, dass solche Vorkommnisse die Politiker endlich zur Vernunft bringen. Leider wird ja immer erst gehandelt, wenn etwas passiert ist. Vorausschauend handeln und planen ist ja zu viel verlangt.

  • Kami

    Danke Kathi für den tollen Beitrag. Ich mache mir seit Tagen auch meine Gedanken zu diesem Thema und kann euch hier nur zustimmen. Die Politik muss etwas unternehmen und für uns alle eine menschliche Lösung finden. Ob da Alkohol im Spiel war, weiß ich nicht so genau, ich dachte immer Muslime dürfen keinen Alkohol trinken.

    LG
    Kami

  • keita

    ach kathi, du bringst die themen die du ansprichst immer so präzise auf den punkt, selbst wenn es sich um so “schwierige” und kontroversielle wie dieses handelt. ich bin wirklich begeistert von der art wie du dich ausdrücken kannst. danke für den toll zu lesenden, gedanken-anregenden text!
    klar, auch mich beschäftigt dieses thema seit tagen. ich frag mich aber auch, warum ein großteil der anzeigen erst einige tage nach den verübten straftaten (egal ob diebstahl oder sexuelle belästigung) gemacht wurde? ich versuche mir vorzustellen, wie das wäre, wenn ich in irgendeiner weise betroffen gewesen wäre. ich denke wohl, eine meiner ersten handlungen wäre der weg zur anzeige gewesen.
    in den gestrigen nachrichten hat mich auch eines beunruhigt: eine frau aus salzburg, mitte vierzig, gibt an, ebenfalls zu silvester am residenzplatz sexuell belästigt worden zu sein. sie antwortet auf die frage hin, ob sie denn eine täterbeschreibung abgeben könne, klar, es war ein “arabisch” aussehender mann. ich war sehr verstört als ich daraufhin gehört habe, dass ein verdächtiger afghane bereits festgenommen wurde. um ehrlich zu sein, habe ich momentan viel mehr angst vor einem kollektiven generalverdacht gegenbüber “arabisch” aussehenden männern, als abends alleine auf die straße zu gehen.
    was passiert ist, ist wohl für uns alle hier im westen lebenden frauen eine unfassbare grausamkeit. jede einzelne anzeige muss ernst genommen werden und jede einzelne begangene straftat muss geahnet werden.
    alles liebe,
    keita

  • lara

    aja, du musst meinen post nicht veröffentlichen.
    wäre nur nett wenn du die verlinkung nochmal überdenkst.
    danke u schönes wochenende.

    • ketchembunnies

      Bei mir wird alles veröffentlicht, es sei denn es geht unter die Gürtellinie! Danke für den Hinweis, das wusste ich nicht! Die Verlinkung lasse ich aber in dem Fall trotzdem bestehen, weil sich die Inhalte auch mit denen “seriöser Zeitungen” decken. In Zukunft greife ich dann auf andere Medien zurück 🙂

  • Irina

    Hallo zusammen,

    das ist so traurig, dass hier alle Frauen/Mädchen versuchen das Ganze zu entkräften…schon alleine das ein Lifestyle-/Mode Blog so ein Thema behandeln muss, sollte euch eigentlich zu Denken geben…..ihr schützt hier Menschen (Männer), die uns, in unserem freien Land, unsere Freiheit nehmen… wie sehr kann man die Realität leugnen?

    Aber wir können ja noch schnell eine Broschüre erstellen, wo wir diesen Menschen (Männern) erklären, dass wir NICHT gleichgestellt sind mit Tieren und Pflanzen, sondern eigene Persönlichkeiten sind, die in einem freien Land nach eigenen Regeln, Sitten und Werten leben KÖNNEN! Wacht auf!!!!

    • Klara

      Tja, in sophisticated Blogger Kreisen ist es halt leider nicht “schick”, gegen den hinterfragenswerten “Refugees welcome” Strom zu schwimmen …
      Sorry Kati, ich mein das nicht böse, aber so ist es eben.
      Wer vor politischer Verfolgung und dem Tot flieht und von diversen Ländern zumindest temporär aufgekommen und versorgt wird, hat sich gefälligst auch zu benehmen, ABSOLUT ohne wenn und aber!
      Ich frage mich, wie es uns Frauen ergehen würde, wenn wir “dort unten” in eine Moschee mit Bikinis und Champagner einspazieren würden… DIE dulden absolut keinen Verstoß gegen ihre sogenannte Kultur, warum sollten wir uns hier auch nur im geringsten so etwas gefallen lassen/es einfach so hinnehmen, was da passiert ist?!

  • Anni

    Normalerweise äußere ich mich nicht zu Angelegenheiten, die sich mit der Flüchtlingskrise beschäftigen öffentlich im Netz, aber du hast diesen Post so präzise auf den Punkt gebracht, dass ich dir dafür gerne Danken möchte. Besonders ihr als Blogger habt die Möglichkeit euch Gehör zu verschaffen und auch ich finde, dass nach den Vorfällen die in Köln und in ganz Deutschland & Österreich vorgefallen sind, man nicht mehr schweigen kann. Hier werden massiv unsere Rechte als Frau verletzt, für die unsere Gesellschaft Jahre lang gekämpft hat und immer noch kämpft. Ich persönlich bin auch sehr für die Flüchtlingshilfe, weil einfach jeder Mensch ein Recht auf Frieden hat. Deswegen finde ich es in Ordnung wenn alle EU-Staaten eine beträchtliche “Summe” an Flüchtlingen aufnimmt, die wirklich darauf angewiesen sind unsere Hilfe und Unterstützung zu bekommen. Dabei ist es selbstverständlich das Menschen aufeinander treffen dessen Kulturen unterschiedlicher nicht sein können und es eine Herausforderung ist diese miteinander zu vereinen. Dabei ist es wichtig das man sich im Hinterkopf behält das die Freiheit des einen da auf hört, wo die Freiheit des anderen Menschen anfängt. Seit geraumer Zeit getraue ich mich nicht mehr zu ganz später Stunde in unser 24h geöffnetes Fitnessstudio zu gehen, da direkt daneben ein benachbartes Flüchtlingsheim ist und ich manchmal alleine daran vorbeigehen muss um an mein Auto zu kommen. Leider ist es mir schon öfters passiert, dass mir der ein oder andere hinter her gepfiffen oder mit seinen Blicken ausgezogen hat, Das ist zwar noch harmlos und wir wissen alle das sowas auch von Männern aus der westlichen Kultur nichts Neues ist. Aber ich hatte noch nie das Gefühl, vor der Flüchtlingskrise, dass ich abends irgendwo alleine Angst haben muss.Weder an der Tankstelle noch sonst irgendwo. Ich als Frau stoße plötzlich auf Situationen, die ich vorher nicht so kannte und muss mich auf einmal mit dem Thema Frauen Akzeptanz und Respekt gegenüber Frauen auseinander setzen, obwohl ich das Gefühl hatte das unsere Gesellschaft schon so voran geschritten ist, dass ich mir darüber keine Sorgen mehr machen muss. Ich möchte weiterhin, dass unsere Gesellschaft offen gegenüber Flüchtlingen ist, aber ich möchte auch in meiner Freiheit nicht eingeschränkt werden. Ich möchte nicht plötzlich mir Gedanken darüber machen ob ich eine Arm Länge breit entfernt von einem Mann aus einer anderen Kultur stehe oder nicht. Das mag jetzt herzlos klingen aber ich möchte und erwarte das sich Menschen die in eine neue Kultur und Gesellschaft kommen sich uns anpassen und nicht wir ihnen. Ich möchte auch nicht erleben das Polizeiunterkünfte geräumt werden müssen, damit dort Flüchtlinge einziehen können und die angehenden Polizisten sich eine neue Bleibe suchen müssen. Das ist nicht meine Auffassung von Menschen helfen, wenn wir dabei vergessen unserer Gesellschaft zu helfen. Es bringt meiner Meinung nach Nichts einer anderen Gesellschaft, die auf Grund der Umstände kaputt ist zu helfen um ein anderes Land nach unten zu ziehen oder vllt auch kaputt zu machen. Besonders was Frauenrecht – und akzeptanz angeht will ich nicht in ein paar Jahren nochmal von vorne anfangen müssen. Ich will weiterhin helfen aber ich erwarte von unsere Politik ein Stück weit das sie endlich Lösungen bringt und sich auch gezielt Meinungen von der Polizei und den ehrenamtlichen Mitglieder anhört, die die Situation live miterleben.

    So, jetzt habe ich zum alle ersten mal meine Meinung so lang dazu geschrieben, aber ich hatte das Gefühl mich dazu äußern zu müssen nachdem die Kathi einen so tollen Bericht geschrieben hat… Es ist meiner Meinung nach wichtig keine Angst zu zeigen und weiterhin offen gegenüber anderen Kulturen zu sein!

    Liebe Grüße,

    Anni

  • Hedi

    Liebe Katharina,
    ich gebe dir völlig Recht! Das Flüchtlingsproblem sollte oder muss sogar ein europäisches Problem werden. Ich finde es sehr wichtig, dass auch so zu kommunizieren.
    Danke dafür!

  • Maria

    Vielen Dank für diesen Artikel. Unterscheidet dich zu allen anderen Bloggern. Liebe deine Art zu schreiben. Weiter so, nur noch viel öfter;-)

  • Kerstin

    du sprichst mir aus der Seele! Toll wie du hier auf einem Lifestyle-blog deine Meinung zu diesem ernsten Thema äußerst (auch auf die Gefahr hin kritische Kommentare zu ernten) Ich liebe Wien und fühlte mich bislang immer sehr sicher. Und wie viele Menschen hier in Österreich und Europa bin ich auch für die Flüchlingshilfe – ABER nur im berechtigten Fall – und ohne (wie leider sehr viele) blind die Augen zu verschließen wenn es durch Flüchtlinge zu vermehrten Straf- und Gewalttaten gegenüber Frauen kommt!

  • Carrieslifestyle

    Ich stimme dir voll und ganz zu. Man muss auch noch bedenken, dass wir hier in Österreich und Deutschland nicht die ganze Welt retten können!

    http://carrieslifestyle.com
    Posts online about Rio, Amsterdam, Bangkok…

  • Verena

    Ein toll und reflektiert geschriebener Beitrag zu einem wichtigen, ganz blogger-untypischen Thema. Super gemacht, genau wegen diesen persönlichen und oft auch kritischen Posts lese ich Deinen Blog so gern <3

    Alles Liebe,
    Verena

  • Sylvia

    Deinen Blog mag ich vor allem weil du auch solche Themen auf den Punkt bringst!
    Ich habe von den ganzen Vorfällen erst jetzt was mitbekommen weil ich gerade aus Kuba zurück bin und finde das einfach nur schlimm. Noch viel schlimmer finde ich das wieder mal nichts getan wird.

    In der Flüchtlingsgeschichte halte ich mich generell eher aussen vor weil ich auch nicht recht weiss was es da für eine Lösung geben soll. Natürlich muss diesen Menschen geholfen werden, wenn es allerdings noch im Asylverfahren zu solchen Straftaten kommt ist für mich der Ofen wirklich aus. Die müssen einfach wissen das solche Fehltritte das AUS bedeuten für ihre Chance hier. Ich bin mir sicher wenn es nach der ersten Verwarnung eine Abschiebung mit keinem zurück gäbe, würde sich die Aufklärung ganz schnell von selbst verbreiten wie man sich hier zu verhalten hat. Aber nö wir sind ja so nett und nehmen die Schuld ja noch auf uns das die sich so aufführen weil wir sie zu wenig Aufklären hier. Ich weiss auch das ich in Abu Dhabi nicht im Bikini in eine Moschee gehen sollte und gebe dann nicht denen da unten die Schuld wenn die mich einsperren weils mir keiner gesagt hat. WTF?!?

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