Wisst ihr was ich glaube? Und zwar ganz, ganz tief in meinem Herzen? Ich glaube, dass 90 % der Probleme, die wir in unserer Gesellschaft zur Zeit erleben, von der unglaublichen Wehleidigkeit der Menschheit herrühren. Wann sind wir eigentlich zu solchen jammernden Mimosen geworden? Jetzt kommt gleich eine Tirade á la “früher war alles besser”, aber in dem Fall war auch wirklich früher alles besser – da hamma alle noch a bissl mehr Humor gehabt, ned wohr. Da hat man im Fasching den Kindern noch Indianerkronen aufsetzen und ihnen das Gesicht Schwarz anmalen dürfen, ohne als Rassist hingestellt zu werden oder sich Sprüche anhören müssen, in denen Wörter wie fucking “cultural appropriation” vorkommen. “Schau amal die an, die hat in ihrem Zimmer einen Buddha aufgestellt, boah wie rassistisch ist das denn”. Ja sagt’s mal, sind wir alle eigentlich deppert geworden? Kann bitte mal jemand eine Grenze ziehen zwischen “verstehen Sie Spaß” und “Rassismus”?
Wenn jemand aus Deutschland zu mir du Schluchtenscheisser sagt, dann lach’ ich drüber. Wenn ich sehe, dass Gigi Hadid im Lokal ihrer Schwester einen Buddha über die Schulter hält und dabei ein Grinsegesicht macht, dann kann man das ja wohl mit Humor sehen, ohne eine öffentliche Entschuldigung von ihr zu verlangen, cultural appropriation hin oder her. Wenn jemand sein Kind als Indianerhäuptling verkleiden will, dann muss ich schmunzeln weil es süß aussieht und nicht, weil ich den Kulturkreis der Indianer damit verlachen will. Wenn ich auf Instagram Sprüche mit “I love you like a fat kid loves cake” poste, dann will ich mich dafür nicht rechtfertigen, weil es eben fette Kinder gibt die Kuchen lieben – so what? “Boah, die hat “fette Kinder” gesagt”. Fette Kinder! Fette Kinder! Fette Kinder! Ja, darf sie denn das? Darf man eigentlich einfach noch Spaß haben, auch auf Kosten von anderen? Versteht mich nicht falsch, ich weiss sehr wohl, woher Begriffe wie cultural appropriation stammen und wieso sie wichtig sind – wenn sie richtig und nicht für jeden Unfug verwendet werden. Und dadurch, dass sich auch jeder ständig wegen irgendetwas beleidigt oder angegriffen fühlt, fangen wir alle an, wie auf rohen Eierschalen zu tanzen. Andauernd muss sich jemand für seine Aussagen entschuldigen, jeder Zweite wird als Rassist hingestellt und überhaupt wird Respekt vor anderen Kulturen (und dem eigenen Ego, wenn wir uns ehrlich sind) in der Zwischenzeit wie eine wissenschaftliche Arbeit behandelt. Ich glaube, wenn wir alle wieder ein bissl mehr Spaß hätten, über uns selbst und andere lachen könnten, wenn wir nicht so vorsichtig und auch nicht gleich so beleidigt sein würden, könnte man wieder ein bisschen entspannter durch’s Leben gehen. Einstweilen sag’ ich aber trotzdem was ich will, weiß ganz genau, dass ich kein Rassist bin, liebe fremde Länder und Kulturen, muss lachen wenn Asiaten Lederhosen tragen und liebe meinen Freund, wie ein fettes Kind seinen Kuchen liebt.
COMMENTS
Lisa
You nailed it Kathi!!
Genau das denk ich mir schon eine ganze Weile. Diese übertriebene politische Korrektheit ist echt lächerlich und führt maximal dazu, dass die richtigen Probleme keiner mehr wahrnimmt.
Top geschrieben wie immer!
Love your articles like a fat kid loves cake!
xo Lisa
Kathi
Well said! Kann dem ganzen nur zustimmen ??
Ich liebe deine Kolumne einfach nur ?
xx
Kathi
kathrin
Juhu endlich wieder deine “Schimpftiraden”
Und wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen!!
Bitte öfters solche Post, schöne Abwechslung zu den Fashionthemen – dein Schreibstil ist einfach einmalig 🙂
Siri
hahaha – ur leiwander post !!!
“The thing that I fear discriminating against is humor and truth.” – Bukowski
Trixi
Dein Beitrag hat mich gerade beim Part “Fette Kinder! Fette Kinder! Fette Kinder! ” so zum Lachen gebracht. Gerade gestern, habe ich mit meinem Freund darüber gesprochen, wo eigentlich der Humor hingekommen ist? Alles wird so unglaublich ernst genommen. Aktuell die falsche Verkündung bei den Oscars! So what? lacht doch drüber, Leute und tretet es nicht in den Medien breit als absolutes No-Go blablabla… kann doch jedem passieren!
Ich geh jetzt meine Milchschnitte essen und hab dabei den klassischen Blondinenwitz im Kopf 😉
Alles Liebe,
Trixi
Verena
Du triffst es absolut auf den Punkt, liebe Kathi! Musste gleich an das Programm von Chris Talk denken, der diese Problematik auch aufgreift: https://m.youtube.com/watch?v=nwAL06N3XX4
In diesem Sinne: Habt euch lieb 😉 xx Verena
Rebecca
Ach der Beitrag ist wirklich super geworden! Warum wird alles als verkrampft angesehen wenn man doch Lächeln sollte und nicht wieder eine Kritik bekommt… Echt toller Beitrag!
Jules
Liebste Kathi,
ich kommentiere egtl. nie. Aber diesmal kann ich es nicht sein lassen:
Du hast einfach so verdammt recht! Danke! Ein genialer Post!
Beste Grüße aus Bayern,
Jules
Sylvia
Haha wieder mal ein super Beitrag von dir liebe Kathi! Da sehe ich es absolut wie du. Ich trete ausserdem dauernd in Fettnäpfchen in solchen Dingen. 😀
Liebe Grüsse
Sylvia
http://www.mirrorarts.at
Lisa
Schluchtenscheißer ? danke für diesen Post. Bin da ganz bei dir und wusste noch gar nicht, dass der Indianer an Fasching auch schon rassistisch ist. Ich finds einfach süß und Humor und Respekt sind ja zwei paar Schuhe. Kann ja die Indianer respektieren und trotzdem an Fasching einer sein, weils cool ist.
Ini
Liebe Kathi,
you made my Saturday! Habe den Artikel gerade laut meinem Freund vorgelesen und wir mussten beide sehr darüber lachen. Zum einen: super lustig geschrieben und zum anderen gebe ich dir sowas von recht. Die Problematik hätte wahrscheinlich keine besser als du zu Papier gebracht!
Danke dafür 😉
Liebe Grüße und ein wunderschönes Wochenende!
Sandhya
Liebe Kathi,
ich gebe dir in vielerlei Hinsicht recht – die Leute heutzutage nehmen sich und viele Themen eindeutig zu ernst. Und gerade was regionale Klischees anbelangt, muss man auch mal über sich selbst lachen können 😉
Aber ich denke trotzdem, und das räumst du ja auch in deinem Beitrag ein, dass es wichtig ist sich ab und an zu fragen, wo die Grenzen liegen. Klar, ist es okay sich an Karneval als Indianer etc. zu verkleiden – aber ich finde schon das die Debatte um den Faschingsumzug nicht unerheblich war – denn es kommt ja auch immer auf den Kontext an.
Die Karnevalisten von denen die Rede ist, haben das sicherlich nicht in rassistischer Absicht getan. Trotzdem ist die Kostümierung als “schwarzer Eingeborener” mit Knochen in den Haaren und Tigerfell-Lendenschurz meiner Meinung nach nicht okay. Weil es ein negatives und kolonial geprägtes Klischee widerspiegelt. Wieso kommt denn nicht mal jemand darauf sich als dunkelhäutiger Mensch in einer traditionellen Tracht zu kleiden? Ist auch bunt und zeigt mal wirkliche Vielfalt 😉
Lieben Gruß
Sandhya
Conny
DU hast es auf den Punkt gebracht, liebe Kathi – dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
…und ich musste auch gerade schmunzeln, ich hatte gestern erst mit einem guten Bekannten über dieses Thema diskutiert.
❤ Liebste Grüße ❤
Conny von conniemarrongranizo.at
Personal Austrian Blog about Fashion | Beauty | Lifestyle | Food | and more
lila
Hm, wenn du schreibst, du weißt, was cultural appropriation ist, dann müsstest du auch wissen, dass es eben NICHT dasselbe ist, wenn du dir im Fasching das Gesicht schwarz anmalst oder wenn ein Asiate eine Lederhose trägt…
Carry
TOP, mehr kann ich gar nicht mehr dazu sagen 🙂
Katharina
Liebe Kathi, danke für deine ehrlichen Worte – endlich traut sich mal jemand, das auszusprechen! Es nervt einfach nur noch, dass man nichts mehr mit Humor nehmen darf, sondern in jede kleine Handlung, die nur ironisch gemeint ist, etwas übermäßiges hineininterpretiert wird. Du triffst es wirklich auf den Punkt: Darf man sein Kind nicht mal mehr als Indianer verkleiden?! Das ist doch langsam lächerlich. Ich unterstütze dein Plädoyer für mehr Lässigkeit (und trotzdem keinen Rassismus (!)) von ganzem Herzen – es würde unsere Gesellschaft etwas von der Verklemmtheit befreien und wieder mehr spaß machen.
Alexandra
Hm, I read your point that we shouldn’t be taking everything (plus ourselves) too serious and that we became “too sensitive”, and I don’t want to be disrespectful, but there’s a difference between “cultural appropriation”, “fat kids”, and “racism”.
Cultural appropriation should be taken serious, especially for blacks, Native Americans, and Asians, since they are the frequent targets of it. Cultural appropriation has very little to do with one’s exposure to or familiarity with different cultures, but it involves members of a dominant group exploiting the culture of less privileged groups, without respecting or understanding the latter’s history, experience, or traditions. Cultural appropriation is a thing, because of the world’s history. History taught us if one group takes away land, wealth, dignity from a people, there’ll be rarely any serious consequences, and now they have the audacity of taking away their identity, too?
Looks like I’m one of those people who are wehleidig, but maybe only because I grew up in the countryside in Salzburg, with no other Asians around me, and when I was in kindergarten children came up to me during Fasching, their face painted yellow, wearing a black wig, chopsticks in their hand, and telling me they look just like me, while making offensive chinky eyes. You might say, “verstehst du keinen Spaß?”, but since I get reduced to the way I look, which is and always will be Chinese (and people in Austria apparently have a difficult time comprehending that I was born and raised in Austria and that I AM Austrian simply because I don’t LOOK Austrian), I do wish people would stop painting their faces yellow or making chinky eyes.
I’m happy for you that you apparently never got any racist comments about the way you look, or your cultural background, that’s a kind of exemption a lot of other people can only dream of. And when I read through your blog post and the comments, there’s a stench of privilege in the air, and I got reminded of “my place” in the world.
Here’s the thing: I do understand what you meant by us becoming jammernde Mimosen and being wehleidig, and if the world were equal, this discussion would be different. But alas, that’s a utopia far from realised.
ketchembunnies
Dear Alexandra,
first of all, thank you so much for taking the time and effort to write a long & reflected comment like this one – this is a perfect example of criticism & dialogue done right, I love it!
Let me put it like this: of course, I could never imagine being in your situation and I would never dare to claim to know how it feels like being a minority, as being treated differently “than the others”. To me, in my mind, everyone really is equal – maybe that is part of the reason why cultural discussions are getting on my nerves more and more, but I realize that this is far from the reality for everybody. What I was trying to say was not necessarily to make jokes at the expense of minorities and to simply think it’s OK, but rather to try not to be too sensitive about everything.
Of course this is a serious topic and a fine line that’s easily crossed, but I try to look at things in a positive & humorous way most of the times and this is what this post was all about. I hope you do understand where I was coming from and in no way was I trying to put myself above anyone else, so I feel really really bad that you felt reminded of “your place” – which should be all the same for all of us.
Kind regards,
Kathi
Alexandra
Dear Kathi,
Now it’s my turn to thank you, for taking your time to respond and to clarify what you intended to say in your blog post!
I think that’s actually one of the “issues”, that some people grew up with the fact that everybody’s equal and would never in a million years treat someone differently because of their gender or skin colour, and that’s why they don’t really “understand” why there should be a discussion about such a hilarious thing — and I believe you’re on of those people who really do believe there’s no difference regardless of one’s cultural background, and that’s a beautiful thing!
And please, don’t get me wrong, I agree that sometimes we really are too sensitive and quick to jump on the wagon and condemning people for doing whatever, and I appreciate your approach of “not taking ourselves too serious sometimes”, but I’m afraid that only works in a tight and enclosed circle of trust and companionship — the exact reason (I guess) why you felt comfortable enough to share your opinion on your blog, because you knew your readership is open-minded and loving and caring, since you are open-minded and loving and caring!
So, thank you again for your reply and that you are aware of that fine line we’re all dealing with; and who knows, maybe one day we will have that utopia of equality! One step at a time!
Best,
Alex
Jasmine
hi kathi. i know i am a bit late to the party but i really wanted to comment on this post as well. please excuse for this being in english, as my german reading skills are unfortunately better than my writing ones. i’ve read the comment of alexandra and i totally agree with her. i do understand where you are coming from and in this day and age people love making a big deal out of everything and love to blame others and throw around words like “racist” very frequently. well i have an indian background. growing up i got bullied for wearing saris, henna tattoos, bindis and so on. and to this day i often hear mean remarks about things i do or wear. but as soon as a popular, pretty and white girl wears a bindi for fashion reasons or henna tattoos because it matches so well with the sponsored jewellery in her instagram posts – she gets praised for it. and i think that is the main issue that a lot of people have. native people – if its indigenous americans or indians or asians or any group really – have been made fun of for decades if you go back in history. they were forced to adapt to western standards and religions. when a native american wore their feather crowns they were ridiculed for it. and now people who don’t understand all of the meaning behind it, wear it – for fashion or carnival purpose only and they get praised for it, while the same thing was never okay when they did it. do you get where i am coming from? i agree with you that a lot needs to be changed in the world but if someone doesn’t come from a background that once was oppressed or still is, they are privileged. especially if they are white, live in a western country and come from a middle class or (higher) upbringing. there is absolutely nothing wrong with that since we all didn’t choose where and with what skin colour we were born but i think it is important to acknowledge if we are privileged and if so, that we can not speak for everyone who might not be in the same position as we are.
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